Wahrheitsraum

Ich bin davon überzeugt, dass die heilsamste, lebendigste und kraftvollste Art zu leben und einander zu begegnen unsere Wahrhaftigkeit ist. Damit meine ich eine umfänglich spürende und fühlende Begegnung mit dem klaren Fokus darauf, nur dem zu folgen und das zu fokussieren, was gerade umfänglich am „wahrsten“ scheint. Und zwar ganz bezogen auf uns selbst und alle und alles um uns herum.

Daher würde ich gerne mit interessierten Menschen regelmäßig Räume schaffen, in denen wir genau das zusammen üben.

Meiner Erfahrung nach hat das, was in uns gerade am wahrhaftigsten ist, eine ganz eigene Qualität. Hier sind z.B. einige Qualitäten, die ich darin erfahre:

  • Es fällt leicht und ist nicht anstrengend. Denn all unsere Sein will sich ganz natürlich auf diese Art ausdrücken, in diese Richtung fließen. Ein Fluss fließt ganz ohne Anstrengung. Anstrengend wird es erst, wenn man ihn am Fließen hindern will.
  • Es fühlt sich stimmig an. Das erlebe ich wie beim Musizieren: Der Unterschied dazwischen, Töne zu wählen, die miteinander harmonieren. Oder einfach nur Töne zu produzieren, die überhaupt nicht zusammen zu passen scheinen. Beides erzeugt eine vollkommen unterschiedliche Resonanz in meinem ganzen Sein.
  • Es fühlt sich sehr lebendig an und hat viel Energie. Diese äußert sich vor allem in einem intensiven Fühlen und Spüren, das fließt.
  • Es ist interessant und zieht unsere Aufmerksamkeit an.
  • Es verbindet und es entsteht dadurch letztendlich ein Gefühl von Intimität.
  • Wahrhaftige Kommunikation oder wahrhaftiger Ausdruck fühlt sich im besten Falle vollständig an. In voller Wahrhaftigkeit habe ich letztlich genau das gesagt und getan, was in diesem Augenblick gesagt oder getan sein „wollte“.

Bei ersten Zusammenkünften dieser Art macht es wahrscheinlich Sinn, erst einmal zusammen ein paar Übungen zu machen, damit wir uns zunächst dem Thema gemeinsam annähern können. Und dann aber irgendwann den Kreis mehr und mehr öffnen, so dass wir uns immer freier auf diese Art begegnen können. So dass im besten Falle irgendwann nur noch unsere gemeinsame Wahrhaftigkeit den Raum führt.

Dabei gibt es bestimmte Aspekte, die, wenn wir gut auf sie achten und uns darin trainieren, meiner Erfahrung nach wahrhaftige Begegnung immer leichter machen:

  • Der eigenen Wahrhaftigkeit treu bleiben: Früher nannte ich dieses Format auch schon einmal „Meine Wahrheit/ Deine Wahrheit“. Denn in Gruppenkontexten machen wir häufig Kompromisse: Wir gehen nicht für das, was uns wirklich zieht, sagen nicht das, was wir wirklich denken, verbergen das, was wir wirklich fühlen. Oder erdulden etwas, was wir eigentlich überhaupt nicht wollen. All dies um z.B. nicht aufzufallen oder niemandem zu nahe zu treten. Meine Einladung hier ist es, mit ganz offenen Karten zu spielen: Was lebt gerade wirklich in mir oder will aus mir leben? Dem mutig zu folgen bzw. dies zu kommunizieren. Und dann auch daraus ergebende Differenzen voll fühlend zu würdigen. Was wäre dann wohl möglich?
  • Augenhöhe: Meiner Beobachtung nach versuchen Menschen gerne wie in der Kindheit weiter eine Art „Eltern-Kind“ Setting zu reinszenieren. Das heißt, einer spielt den „Großen“ (Mutter, Vater, Lehrer, Therapeut, usw.) und der oder die Anderen den bzw. die „Kleinen“ (Kind, Schüler, Patient, usw.). Die „Großen“ meinen es dann „besser zu wissen“, „stärker zu sein“ und daher für die „Kleinen“ sorgen bzw. diese bevormunden zu müssen“. Und die „Kleinen“ meinen dann dümmer oder schwächer zu sein und von den „Großen“ versorgt oder beschützt werden zu müssen.
    „Augenhöhe“ bedeutet für mich, mit diesem Spiel aufzuhören und uns nur noch gemeinsam als Erwachsene bzw. „Gleich-Große“ zu begegnen. Das heißt jeder sorgt selbstbestimmt für sich selbst und folgt seinem eigenen inneren Meister/ Erwachsenen.
  • Fühlen und Spüren: Der Therapeut Christian Meyer meinte mal, dass wir vor dem Erlernen von Sprache vor allem über unser Fühlen kommuniziert hätten. Dies schließt meiner Meinung nach auch das Spüren des Körpers ein, da Seele (Fühlen) und Körper (Spüren) eng miteinander verbunden sind. Das, was wir Fühlen und Spüren, senden wir auch heute noch in den Raum. In der Wahrhaftigkeit stimmen unser Fühlen und Spüren mit unserem Verhalten und der Kommunikation überein. Daher ist es wichtig dafür, sich möglichst gut mit dem eigenen Fühlen und Spüren zu verbinden. Dem würde ich gerne eine besondere Aufmerksamkeit widmen, insbesondere den Grundgefühlen von Angst, Wut, Trauer, Freude und der Scham. Die Scham spielt dabei eine besondere Rolle, da diese genau jenes Gefühl bzw. besser gesagt „jene Gefühlsrichtung“ repräsentiert, bei der ich selber mit mir in Beziehung gehe oder diese Beziehung abbreche (siehe hierzu auch die Arbeit von Vivian Dittmar).
  • Lebendigkeit: Wie oben schon beschrieben, fühlt sich Wahrhaftigkeit vor allem lebendig an. Alles, was in uns lebt, kann in unserer Wahrhaftigkeit fließen und uns im wahrsten Sinne des Wortes „bewegen“. Daher ist es wichtig, dass jeder möglichst gut seiner Lebendigkeit folgt, dem, was gerade am attraktivsten ist, am meisten Energie oder Ladung hat. Wo er oder sie am besten in einen inneren Fluss kommt und bleibt. Das kann schon allein darin bestehen, dass ich z.B. immer wieder meinen Platz wechsel, wenn es mich gerade wieder woanders hin zieht.

Ich sehe diesen Raum wie eine Art kollektiven Forschungsraum: Wo wir gemeinsam uns darin üben, wirklich wahrhaftig zu sein und gleichzeitig auch ständig forschen, was uns dies erleichtert und was es eher behindert. So dass wir darin immer besser werden. Und so jeder im besten Fall solche Räume ständig selber erzeugen und so durchgängig wahrhaftig leben kann, wenn er oder sie das will.

Würde Dich das reizen? Dann melde Dich hier gerne bei mir. Ich habe für die Ankündigung bzw. Abstimmung derartiger Räume eine Gruppe im Messengerdienst Telegram erstellt. Dort füge ich Dich gerne hinzu, wenn Du mir Deine Telegram-ID oder Mobilnummer schickst.

Aber ich bin auch sehr offen für existierende Räume vor allem in Berlin, in denen etwas Vergleichbares schon praktiziert wird.

Foto (modifziert): Brett Jordan (Quelle)