Bewusstheit und IT

Ich bin seit langem vor allem in 2 Welten zu Hause: Einerseits der Betriebswirtschaft/ IT und andererseits in der Bewusstseinsarbeit. Schon früh habe ich nach Wegen gesucht, beides zu verbinden. So gründete ich z.B. in der Zentrale der SAP SE im Jahre 2003 die erste Meditationsgruppe für Mitarbeiter und leitete sie neben meiner Arbeit bis 2011. Außerdem nahm ich bereits 2006 eine Auszeit und verbrachte davon 4 Monate in einem Zen-Kloster in Südfrankreich („Plum Village“), womit ich damals sogar im „Heute Journal“ und in der Zeitschrift „Capital“ landete.

Gleichzeitig hatte ich Gelegenheit im für mich damals spannendsten Bereich der SAP zu arbeiten: Dem Bereich der „Strategic Development Projects“ oder später „Custom Development Projects“. Hier konnte ich mit den unterschiedlichsten neuesten Produkten und Technologien sowie den größten Kunden der SAP arbeiten, ohne jemals die Abteilung wechseln zu müssen.

Mit der Zeit stellte ich immer mehr fest, wie stark die Qualität der Arbeitsbeziehungen und der Grad der Offenheit und Ehrlichkeit der Kommunikation, insbesondere über Hierarchie- und Organisationsgrenzen hinaus, maßgeblich den Erfolg von Projekten zu beeinflussen schien . Um dies genauer zu verstehen wechselte ich in die Rolle des „internen strategischen Beraters“ und begleitete so diverse SAP interne Change-Projekte. Bis ich schließlich ein Projekt leiten durfte, wo es darum ging, im Bereich „SAP Custom Development Services“ eine neue Kultur der offenen, pro-aktiven Kommunikation insbesondere bezogen auf kritische Themen zu inspirieren.

Diese Aufgabe begeisterte mich, wie keine andere zuvor. Letztlich ging es hier im Kern darum, durch wahrhaftige, verantwortliche und mutige Kommunikation viel mehr Beziehung und Bezogenheit in die Arbeitskultur zu integrieren. Und doch schaffte ich es nicht, diese Kultur auch in Initiativen, welche unseren Bereich von Vorstandsebene aus formten, einzubringen. Dies führte mich in eine starke persönliche Krise. Ich löste sie für mich, indem ich mich auf ein zeitgleich verfügbares großzügiges, freiwilliges Abfindungsprogramm bewarb und 2016 die SAP verließ.

Dies war keine leichte Entscheidung, da ich den Großteil meiner Kollegen in 15 Jahren SAP tief ins Herz geschlossen hatte. Aber es gab mir auch die Gelegenheit, mich selber erst einmal viel besser kennen zu lernen. Ich wollte für mich ergründen, wer ich eigentlich selbst tief in mir, unabhängig von jeglichen Rollen und äußeren Erwartungen, bin und was ich aus tiefstem Herzen will.

Dies führte mich in eine eher zurückgezogene, kontemplative, selbstreflektierende aber auch überaus experimentelle Zeit. So begann ich u.a. eine körper-psychotherapeutische Ausbildung (SKAN) und bot eine Zeit lang ganzheitliches Coaching an. Insbesondere durch die Corona-Situation ab dem Jahre 2020 wurde diese Neuorientierungs- und Selbstfindungsphase noch einmal überraschend deutlich verlängert und intensiviert.

Letztlich fand ich so nach vielen Jahren des Suchens erst kürzlich endlich etwas, von dem ich vorher weder wusste, was es wirklich war, noch welchen Wert es für mich haben könnte: Demut.
„Demut“, von der Autorin Vivian Dittmar auch als „die Kraft der Scham“ bezeichnet, erlebe ich plötzlich als zentrale Beziehungskraft, die es mir prinzpiell erlaubt, mit allem in Beziehung zu gehen – selbst wenn ich es in keinster Weise verstehen bzw. befürworten kann.

Dies erlebe ich gerade als viel größere Freiheit als die Freiheit, welche ich in meiner langjährigen Auszeit erfahren hatte. Denn dies scheint mir plötztlich als eine „Freiheit mit“ statt einer „Freiheit von“. Nun bin ich gespannt, wo mich diese weiter hinführen wird.
Aber irgendwie hätte ich auch Lust, genau da weiter zu machen, wo ich begonnen hatte: In der Verbindung von Bewusstheit und IT.

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